Dicke Bohne
Anbau im Kalthaus
Die Dicke Bohne (Vicia faba L.), auch Puffbohne, Saubohnen oder Große Bohne genannt, gehört zu den Leguminosen. Es handelt sich um eine alte Nahrungspflanze, die im Vorderen Orient bereits 6000 v. Chr. kultiviert wurde. Die Bohnen haben einen hohen Eiweißgehalt, sind reich an Vitamin C, sowie Mineralstoffen und haben einen hohen Lysin-Gehalt. Die Pflanze keimt hypogäisch (Keimblatt im Boden), bildet eine Pfahlwurzel (0,60 bis 1,20 m tief) sowie starke Seitenwurzeln und wird je nach Sorte bis ca. 1,50 m hoch. Mit ihren Knöllchenbakterien bindet sie Stickstoff aus der Luft. Es findet überwiegend Selbstbefruchtung statt (Insekten können zusätzlich befruchten, das Abdecken mit Netz wirkt sich laut Praxis jedoch nicht negativ auf den Ertrag aus).
Fruchtfolge
Die Dicke Bohne sollte nicht nach Leguminosen stehen (mindestens 4 Jahre Anbaupause, sonst Gefahr für Welkekrankheiten). Sie gilt als gute Vorfrucht, die den Boden unkrautarm und mit Stickstoff angereichert hinterlässt. Die gute Durchwurzelung wirkt sich günstig auf die Bodenstruktur aus. In der Gärtnerei Rote Rübe – Schwarzer Rettich stand im Winter auf der Fläche Feldsalat. Nach der letzten Ernte wird die Dicke Bohne gemulcht, gehäckselt und eingearbeitet. Es folgt ca. Mitte August die Pflanzung verschiedener überwinternder Kräuter wie Petersilie oder Schnittlauch.
Ansprüche an Boden, Nährstoffe und Klima
Dicke Bohnen gelten als recht anspruchslos, optimal sind mittelschwere, tiefgründige, nährstoffreiche Böden mit gutem Wasserhaltevermögen und einem pH-Wert von 6,5-7. Die Kultur wächst laut Literatur auch gut auf Böden mit erhöhtem Salzgehalt. Laut verschiedener Quellen liegt ein N-Bedarf bei ca. 170 kg N/ha, wobei ein großer Teil über die Knöllchenbakterien abgedeckt wird. Dicke Bohnen haben ein gutes Aufschließungsvermögen für Phosphatverbindungen im Boden. Bormangel kann die Knöllchenbildung hemmen. Eine Stallmistgabe mit gut verrottetem Mist im Vorjahr ist günstig, jedoch verursacht nicht gut verrotteter Mist leicht große Probleme mit der Bohnenfliege. Im Betrieb Rote Rübe – Schwarzer Rettich erfolgte in beiden Jahren keine zusätzliche Düngung.
Eine ausreichende Wasserversorgung ist notwendig für einen guten Ertrag. Staunässe wird schlecht vertragen. 2017 bewässerte Frauke Nemitz die Dicken Bohnen von oben und hatte den Eindruck, dass dies bei entsprechender Pflanzenhöhe ein Abknicken oder Umfallen verursachen kann. 2018 erfolgte daher ab Kniehöhe der Pflanzen in der Hälfte des Bestandes die Wasserversorgung über Tröpfchenbewässerung. Dies funktionierte gut – aber auch die Bewässerung von oben hatte in diesem Jahr aufgrund der raschen Abreife keine Nachteile.
Die Dicke Bohne keimt bei 5-10° C und gilt als relativ frostfest. Schäden treten erst bei unter -4 bzw. -6° C auf. Der Anbau mit früher Aussaat im Kalthaus funktioniert laut Frauke Nemitz gut. In der Blütezeit sollen die Pflanzen empfindlich gegenüber länger anhaltender Hitze und niedrige Luftfeuchte (< 50 %) sein und mit vorzeitigem Blütenfall und vermindertem Fruchtansatz reagieren. Dies konnte Frauke auch in diesem Jahr – bei den extrem hohen Temperaturen im Mai – nicht beobachten, wobei sie den Bestand an einzelnen Tagen (ähnlich wie die Gurken) von oben besprüht hat.
Anzucht oder Direktsaat
Um früh am Markt zu sein wird in der Praxis für den Freilandanbau z.T. schon im Januar/Februar angezogen (2 Samen/9er Topf) und im März ausgepflanzt. Direktsaaten im Freiland sind (je nach Fläche) ab Ende Februar möglich (je nach Witterung mit Vlies abdecken). Die letzte Aussaat im Freiland sollte laut Literatur Anfang Mai erfolgen. Geerntet wird von ca. Mitte Juni bis Ende Juli. In der Praxis werden häufig 3 Sätze geplant - für Februar, März und April. Alternativ könnte man auch 3 Sorten mit unterschiedlicher Abreife zum selben Termin säen oder pflanzen. Die Empfehlungen für die Abstände bei Direktsaat im Freiland liegen bei 40 - 60 cm Reihenabstand und 10 - 15 cm in der Reihe, praxisüblich sind 60 x 10 cm. Die Aussaattiefe sollte 5 - 8 cm betragen. Durch Bedecken mit Vlies oder dem Anbau im Kalthaus ist eine Verfrühung möglich. Frauke Nemitz kultiviert im Kalthaus 2 Sätze mit Direktsaat in KW 6 und KW 8. Gesät wird in 4 Reihen pro Beet (Randbeet 2 Reihen) mit 40 cm Reihenabstand und 10 cm in der Reihe.
Kultur und Pflege
Ab einer Pflanzenhöhe von ca. 10 cm wird empfohlen zu häufeln, um die Standfestigkeit zu erhöhen und die Wurzelbildung zu fördern. Dies hat sich auch im Betrieb Rote Rübe – Schwarzer Rettich bewährt. Im Freiland ist normalerweise keine Stütze nötig (bei starkem Behang und Wind je nach Sorte aber Kippen möglich). Bei Frauke Nemitz hat sich das Stützen mit einem Gestell und zwei Spanndrähten bewährt, ähnlich dem aus dem Paprikaanbau bekannten Weinbergsystem: Spanndrähte befinden sich rechts und links am Beetrand, in der Mitte stützen sich die Pflanzen gut selbst. 2017 wurde der Bestand ca. 1,30 - 1,40 m hoch, dieses Jahr – wahrscheinlich aufgrund des sehr hohen Lichtangebotes und der Wärme – nur ca. 1,10 – 1,20 m. Im Freiland erreichten die Pflanzen im Betrieb max. 1 m. 2017 testete sie das Köpfen der Pflanzen, was jedoch keinen Effekt auf die Abreife hatte.
Ernte, Ertrag und Vermarktung
Geerntet wird für den Frischmarkt per Hand. Laut Rückmeldungen aus der Praxis gibt es z.T. Probleme mit dem Bestimmen des optimalen Erntezeitpunktes. Der Geschmack ist am besten, solange die Körner noch milchig sind. Sie sollten nicht zu hart, sondern saftig und „grünnabelig“ sein – d.h. die Verbindung zwischen Korn und Hülse muss noch grün/weiß sein (Qualitätsverlust, wenn diese sich schon dunkel verfärbt). Laut Literatur sollte man ernten, sobald die Bohnen „zu fühlen sind“. In der Praxis wurde zum Teil zu früh (Körner noch zu klein) oder zu spät (Körner überreif) geerntet. Daher empfiehlt Frauke Nemitz zu Beginn immer wieder Hülsen zu öffnen und den Reifezustand zu überprüfen. Die Körner kann man tatsächlich schon von außen gut sehen oder fühlen. Laut Frauke Nemitz bekommt man rasch einen guten Blick dafür, wie die Bohne im erntereifen Stadium auch von „außen“ gut zu erkennen ist. Frauke Nemitz konnte bei den oben genannten Aussaatterminen von KW 22 bis KW 26 (ca. Ende Mai bis Ende Juni) im letzten Jahr durchschnittlich 4,5 kg/m² ernten. Es wurde zweimal durchgeerntet im Abstand von 7-10 Tagen. Verkauft wurden die Dicken Bohnen 2018 in 4 kg Verpackungseinheiten für 2,50 €/kg an die Läden und 2,20 €/kg an den Großhandel. Die Nachfrage war sehr gut und der Betrieb hätte noch mehr verkaufen können. Laut Literatur können die Hülsen bei -1 bis +1° C und einer Luftfeuchte von > 95 % für 1-2 Wochen gelagert werden.
Sorten
Es gibt zwei Sortengruppen: bei Sorten mit rein-weißen Blüten bleiben die Körner laut Literatur nach dem Kochen weiß/grün. Sorten mit schwarz-gefleckten Blüten bilden Körner, die sich beim Kochen braun verfärben. Diese sind geschmacklich den anderen überlegen und werden für eine Ernte für den Frischmarkt bevorzugt. Der Betrieb Rote Rübe - Schwarzer Rettich arbeitet mit den Bingenheimer Sorten Frühe Weißkeimige und Ratio. Laut Jörg Schlösser (Bingenheimer Saatgut AG) ist Ratio etwas niedriger wachsend und etwas schneller. Frauke Nemitz war mit beiden Sorten sehr zufrieden. Der leicht gedrungenere Wuchs bei Ratio bestätigte sich, wodurch sie etwas stabiler war. Pro Hülse werden ca. 4-7 Körner ausgebildet. Weitere Sortenempfehlungen findet Ihr im Sortenratgeber. Für Interessenten/innen an zusätzlichen Dicke Bohnen-Sortenraritäten bietet Dreschflegel ein vielseitiges Angebot.
Pflanzenschutz
Im Freiland gibt es in manchen Jahren Probleme mit Bohnenfliegen. Häufig zu finden ist die Schwarze Bohnenlaus, die v.a. durch trockene, heiße Witterung gefördert wird. Außerdem kann Falscher Mehltau und Bohnenrost auftreten. Besonders lästig ist der Pferdebohnenkäfer, der Larvenfraß und Löcher an den Samen verursacht. Im Freiland gab es bei Frauke Nemitz Jahre mit wenig Problemen, aber auch Jahre mit fast 100 % Ausfall durch diesen Schädling. Sie sieht einen großen Vorteil darin, dass im Folienhaus deutlich weniger Probleme mit dem Pferdebohnenkäfer auftreten, was nach ihrer Einschätzung maßgeblich an dem vorgezogenen Termin liegt. In der Praxis ist im Freiland in etlichen Betrieben deshalb auch die Netzabdeckung üblich.
Resumée
Frauke Nemitz war mit dem Anbau der Dicken Bohne im Folienhaus in beiden Jahren sehr zufrieden. Die Kultur macht wenig Arbeit, die Nachfrage ist sehr gut und sie ist im Vergleich zum Freiland mind. 2-3 Wochen früher am Markt. Im Haus treten deutlich weniger Schädlinge auf. Sinnvoll ist der Anbau vor allem vor spät gepflanzten Kulturen, wie z.B. Überwinterungskräuter. Zu beachten ist, dass die Dicke Bohne früh Schatten wirft auf Kulturen, die direkt nebendran stehen: 2017 wuchsen Buschbohnen im benachbarten Beet etwas schwächer. Daher wurde die Dicke Bohne in diesem Jahr nicht in durchgehenden Beeten, sondern in einem Teil des Hauses in kürzeren Beeten über die gesamte Breite des Hauses angebaut.
Text: Ulrike Fischbach (LLH) in Zusammenarbeit mit Frauke Nemitz, Rote Rübe - Schwarzer Rettich
Der Beitrag ist im Original unter dem Titel „Erfahrungen mit dem Anbau von Dicken Bohnen im Kalthaus“ in der Ausgabe Nr. 03/2018 im ÖKOmenischen Gärtnerrundbrief erschienen.
Weblinks
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Bohnen nur gegart genießen
Flyer Leguminosen in der menschlichen Ernährung: Heimische Hülsenfrüchte: Vielseitig, nährstoffreich und köstlich
Der Blog von Cecilia Antoni
www.beanbeat.de
Hülsenfrüchte zum Snacken: online erhältlich: Bohnikat
Bundeszentrum für Ernährung: Von der Pflanze bis in die Küche
Kompetenzzentrum für Ernährung der Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft: Kompendium Hülsenfrüchte - kleine Kraftpakete, vielfältig und zeitgemäß