Klimaschutz durch Leguminosenanbau

Körnerleguminosen haben zahlreiche Vorteile für Boden und Umwelt. Zudem liefern sie wertvolles Eiweiß für die Ernährung von Mensch und Tier. Aktuell werden auf deutschen Äckern jedoch nur auf 260.900 Hektar Körnerleguminosen angebaut, das entspricht etwa 2,5 Prozent der Ackerfläche. Ihr Anbaupotenzial ist deutlich größer. Bis 2030 sieht die Ackerbaustrategie der Bundesregierung vor, den Anbau von Eiweißpflanzen auf mindestens zehn Prozent auszuweiten. Zu den Eiweißpflanzen gehören Körnerleguminosen sowie Grün- oder Futterleguminosen.

Vorteile des Körnerleguminosenanbaus

Mit dem Anbau heimischer Körnerleguminosen werden die heimische Eiweißversorgung verbessert und regionale Wertschöpfungsketten gestärkt. Ackerbohnen, Erbsen, Soja und Co. verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Sie lockern getreidereiche Fruchtfolgen auf und können Infektionsketten für Schaderreger unterbrechen. Blühende Leguminosenbestände bieten eine gute Nahrungsgrundlage für nektarsammelnde, bestäubende Insekten und tragen zur Steigerung der Agrobiodiversität bei.

Einsparung von Stickstoffdüngern

Wie alle Leguminosen können auch Körnerleguminosen mithilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden. Sie benötigen daher in der Regel keine zusätzliche Stickstoffdüngung. Die Herstellung von Düngestickstoff über die Haber-Bosch-Methode ist sehr energieaufwändig und verursacht je Tonne Ammoniak zwei Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) (Deutscher Bundestag, 2018). Applizierte Stickstoffdüngemittel führen zu weiteren Treibhausgasemissionen im Feld. Überfahrten zur Ausbringung von Stickstoffdüngern und damit der Verbrauch fossiler Brennstoffe fallen bei Körnerleguminosenanbau ebenfalls weg (Böhm, et.al., 2020).

Verringerung von Futtermittelimporten

Der heimische Bedarf an Eiweißfuttermitteln kann zurzeit nicht über die inländische Produktion gedeckt werden, die sogenannte „Eiweißlücke“ liegt aktuell bei 18 Prozent (BLE, 2023). Importe von Eiweißfuttermitteln stammen zum großen Teil aus Übersee und sind mit zahlreichen Umweltproblemen verbunden: Die mit den Eiweißfuttermitteln importierten Nährstoffe führen hierzulande häufig zu erhöhten Nährstoffeinträgen in Böden und Gewässer sowie Emissionen von schädlichen Klimagasen sowie Ammoniak. In den Erzeugerländern führen Landnutzungsänderung (Abholzung von Regenwäldern und Monokulturen) zu großen Beeinträchtigungen der Biodiversität und Ökosystemleistungen (Weiher, et.al., 2018).

Potenzial für die menschliche Ernährung

Auch für die menschliche Ernährung werden Hülsenfrüchte zunehmend interessanter. Bei der Herstellung von Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis, z.B. aus Soja oder Erbsen, entstehen im Vergleich zu Rindfleisch nur etwa ein Zehntel der Treibhausgase. Auch der Wasser- und Flächenverbrauch sind um ein Vielfaches geringer (Jetzke et.al., 2020). Der Markt für pflanzenbasierte Nahrungsmittel wächst immens: zwischen 2020 und 2022 ist der Umsatz um 42 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro angestiegen. Der deutsche Markt ist im EU-Vergleich der größte (GFI, 2023). Der Trend zu mehr klimaschonender, vegetarischer und veganer Ernährung ist ein Treiber dieses Anstiegs.

Aktive Maßnahme zum Klimaschutz

Die oben dargestellten positiven Effekte des Körnerleguminosenanbaus bestätigt auch eine aktuelle Modellstudie. Die Anbauausweitung von Körnerleguminosen kann demnach zu beträchtlichen Minderungen von Treibhausgasen führen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Studie zeigt, dass Prämien den Anbauumfang von Körnerleguminosen signifikant erhöhen und damit vergleichsweise kostengünstig positive Effekte für den Klimaschutz erzielt werden können: bis zu etwa 1 Million Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgasen könnten in Deutschland jährlich bei einer Ausweitung des Anbaus eingespart werden (Sponagel, et., al., 2021).

Förderungsmaßnahmen

Seit 2014 wird der Anbau von Eiweißpflanzen in Deutschland im Rahmen der GAP-Reform (Greening) sowie in vielen Bundesländern über Agar-Umweltmaßnahmen gefördert. Mit der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Eiweißpflanzenstrategie werden umfangreiche Wissenstransfermaßnahmen sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unterstützt. Anbauflächen und Erntemengen steigen seitdem wieder an. Mit der GAP-Reform wird der Anbau vielfältiger Kulturen seit 2023 im Rahmen der Eco-Schemes gefördert (Eco Scheme 2, Anbau vielfältiger Kulturen: mindestens fünf Hauptkulturarten im Umfang von je 10 % bis 30 % der Ackerfläche, mind. 10 % Leguminosen).

In einigen Bundesländern wird der Anbau von Leguminosen außerdem durch verschiedene Länderprogramme unterstützt (Agrarumwelt- und  Klimamaßnahmen (AUKM). Ihre Verfügbarkeit und die Förder-Voraussetzungen werden zum Teil jährlich angepasst. Neben einer Förderung des Leguminosenanbaus sind auch weiterer züchterischer Fortschritt, gute Markterlöse durch verbesserte Logistik- und Aufbau von Wertschöpfungsketten essenzielle Erfolgsfaktoren für den (weiteren) Anstieg des Körnerleguminosenanbaus in Deutschland.

Anbauanpassung im Zuge der Klimaerwärmung nötig

Durch die Klimaerwärmung treten Wetterereignisse wie Dürren, Stürme, Starkregen, Hagel und Überschwemmungen häufiger auf, was teils zu erheblichen Ertragseinbußen führt. Die meisten Körnerleguminosen benötigen relativ viel Wasser und werden in der Regel als Sommerung angebaut. Wenn es im Frühjahr oder Frühsommer wenig regnet, kann dies zu Problemen führen, wenn die Pflanzen bereits gut entwickelt sind. Je nach Art reagieren Körnerleguminosen unterschiedlich stark auf Hitzestress. Ackerbohnen sind besonders anfällig für Hitze und Wassermangel. Aufgrund des Klimawandels sind einige Körnerleguminosenarten in den letzten Jahren in Deutschland interessanter geworden. Sojapflanzen sind aufgrund ihrer behaarten Blätter, die die Wasserverdunstung verringern, relativ gut an kurze Trockenperioden angepasst, benötigen jedoch in der Kornfüllphase ausreichend Wasser. Für Kichererbsen sind trockene Bedingungen notwendig, um eine sichere Abreife zu gewährleisten. Linsen und Platterbsen gelten als wärmeliebend und trockenheitstolerant.

Text: Kerstin Spory

7. Juni, 2023

Der Beitrag ist im Original in der Zeitschrift B&B Agrar Ausgabe 2-2023 erschienen