Wintererbse – Anbautelegramm

Potenzial der Winterformen von Ackerbohnen und Erbsen

13. August 2025  Der Klimawandel stellt Sommerleguminosen wie Erbsen und Ackerbohnen in einigen Jahren vor Herausforderungen: Trockenheit und Hitze belasten sie stark. Wintererbsen und -ackerbohnen bieten dagegen Chancen, da sie diesen Bedingungen besser begegnen können. Der Beitrag zeigt die positive Entwicklung ihrer Vermehrungsflächen seit 2017.  Zum Beitrag  

Unterschiede gegenüber der Sommererbse

Wintererbsen haben im Frühjahr einen Wachstumsvorsprung und kommen früher zur Blüte, dadurch besitzen sie eine bessere Unkrautunterdrückung und sind weniger anfällig gegenüber Schadinsekten. Durch ihren Vorsprung im Frühjahr sind Wintererbsen auch gegenüber Frühsommertrockenheit weniger empfindlich. Auch gegenüber Fußkrankheiten scheinen sie weniger anfällig zu sein. Druschreif sind sie ca. 1-3 Wochen früher als Sommererbsen.

Im ökologischen Anbau werden langstrohige Voll- und Halbblatttypen im Gemengeanbau mit hoch wachsenden Getreidepartnern (Roggen, Triticale oder Weizen) empfohlen, da kurzstrohige Sorten schnell überwachsen werden. Im konventionellen Anbau werden meist kurzstrohige, halbblattlose Sorten in Reinsaat ausgesät.

Standortanforderungen

Eine gute Wasserversorgung ist vor allem während der Blüte und dem Hülsenansatz sehr wichtig, ansonsten kommen Wintererbsen auch mit geringeren Niederschlägen aus. Im Frühjahr können sie das über Winter im Boden gespeicherte Wasser nutzen.

Für den Wintererbsenanbau sind leichtere Böden ohne Schadverdichtung geeignet, sie sollten bis etwa 40-50 cm tief gut durchwurzelbar sein. Schadverdichtungen und Staunässe sind sehr ungünstig für ihren Anbau. Der pH-Wert des Bodens sollte schwach sauer bis neutral sein (pH 6,0-7,0).  Wintererbsen empfehlen sich vor allem auf durchlässigen, leichteren Böden, die beim Sommererbsenanbau an ihre Grenzen kommen. Auf schwereren Böden kann es bei sehr intensiven Niederschlägen in milden Wintern verstärkt zu Fußkrankheiten kommen.

Wintererbsen vertragen sortenabhängig Fröste bis -10°C oder - 15°C. Abhängig von der Abhärtungsphase besteht in kalten Wintern ohne Schneebedeckung und bei Wechselfrösten zu Vegetationsbeginn Auswinterungsgefahr. In Wasserschutzgebieten sollte ihr Anbau mit der Unteren Landwirtschaftsbehörde abgeklärt werden.

Bodenbearbeitung

Die Bodenbearbeitung zur Aussaat kann grundsätzlich wie zu Getreide erfolgen. Schmierschichten oder Schadverdichtungen durch Bodenbearbeitung bei zu feuchtem Boden wirken ertragsreduzierend. Steinige Böden sollten vor der Saat angewalzt werden, um den späteren Mähdrusch zu erleichtern. Pflugloser Anbau ist je nach Standort möglich, dieser fördert beim Gemengeanbau die Wintererbse gegenüber dem Getreidepartner.

Aussaat

Die Aussaat von Wintererbsen erfolgt je nach Region zwischen Ende September und Ende Oktober. Eine zu frühe Aussaat verringert die Winterhärte. Entscheidend ist, dass nach der Saat noch 2-4 Wochen Vegetationszeit zur Verfügung stehen. Die Erbsen sollten vor dem Winter maximal im 2-4-Blattstadium sein bzw. eine Pflanzenhöhe von 3-5 cm haben. Wintererbsen werden meist mit der auf dem Betrieb vorhandenen Getreidesätechnik ausgesät. Damit der Wasseranschluss gewährleistet ist, muss auf eine gleichmäßige Ablagetiefe geachtet werden. Auf leichten Böden sollte 6 cm tief, auf schweren Böden 4 cm tief ausgesät werden. Die Saatstärke liegt bei Reinsaaten zwischen 80-90 keimfähigen Körnern / m², auf Kalksteinböden bei bis zu 100 keimfähigen Körnern / m², je nach Saatzeit und Aussaatbedingungen. In der Reihe kann auch bei ökologischer Bewirtschaftung mit Getreideabstand ausgesät werden, da die Unkrautregulierung in der Regel mit dem Striegel erfolgt. Bei langstrohigen Sorten ist eine Unkrautregulierung nicht immer notwendig. Aufgefrorene Bestände sollten im Frühjahr angewalzt werden.

Fruchtfolge

Als Vorfrüchte für Wintererbsen eignen sich Mais, Getreide, Ackergras, Hackfrüchte oder Sonnenblumen. Andere Futter- oder Körnerleguminosen sind nicht geeignet. Als Nachfrüchte können Wintergetreide, Sommergetreide, Kartoffeln oder Mais angebaut werden. Wintererbsen hinterlassen einen garen Boden für die Nachfrucht; es werden etwa 25-50 kg N pro ha nachgeliefert. Anbaupausen von mindestens 5 Jahren sollten eingehalten werden, ansonsten besteht die Gefahr der Übertragung von Fußkrankheiten. Wenn bereits Fußkrankheiten aufgetreten sind, sollten mindestens 9 Jahre keine Erbsen auf derselben Fläche angebaut werden.

Sorten von Winterkörnererbsen

Die derzeit verfügbaren Winterkörnererbsen haben unterschiedliche Herkünfte. Ein Großteil der Sorten stammt aus Frankreich, darunter Dexter, Fresnel, Balltrap, Flokon, Casini und Feroe. Sie zeichnen sich durch einen kurzen Wuchstyp (70–100 cm) sowie eine sehr frühe Blüte und Abreife – ähnlich der Wintergerste – aus. Diese Eigenschaften machen sie besonders für mildere Standorte interessant. Längere Kahl- oder Wechselfröste hingegen können zur Auswinterung führen.

Die Sorte Feroe wurde 2022 in Deutschland zugelassen. Sie gilt als standfester als andere bisher zugelassene Sorten, weist zudem eine sehr gute Frosthärte sowie eine Resistenz gegen Pseudomonas auf. In den Landessortenversuchen in Sachsen und Brandenburg erzielte sie bislang in allen Prüfungen überdurchschnittliche Erträge.

Aus amerikanischen Zuchtprogrammen stammen die bisher als EU-Sorten zugelassenen Wintererbsen E.F.B. 33, Specter und Pandora. Sie reagieren stark auf die Tageslänge und sind dadurch besonders winterfest.

Neben den französischen und amerikanischen Herkünften gibt es deutsche Neuzüchtungen aus der ökologischen Pflanzenzüchtung. Dazu gehören Kolinda (Zulassung 2019) sowie die Ende 2023 zugelassenen Jorinde und Joringel. Für diese Sorten liegen bislang noch keine Ergebnisse aus Landessortenversuchen vor. Aufgrund ihrer Langwüchsigkeit (120–160 cm) empfiehlt der Züchter bei Jorinde und Joringel den Gemengeanbau mit Triticale, da beide auf eine synchrone Abreife mit dieser Kultur gezüchtet wurden. Kolinda, als eher niedrig wachsender Typ, eignet sich auch für den Gemengeanbau mit Wintergerste.

Landessortenversuche mit Wintererbsen gab es 2019 in Baden-Württemberg, seit 2023 in Sachsen und 2024 in Brandenburg. 

Tabelle 1: Beschreibung ausgewählter Wintererbsensorten
SortenameZüchterBlattypBlüten-
farbe
Wuchs-
höhe
AsteroidAgri Obtentions Halbblattlosweißhoch
BalltrapDSVHalbblattlosweißkurz
CasiniNPZHalbblattlosweißkurz
DexterRAGT SemencesHalbblattlosweißkurz
E.F.B. 33NatursaatenNormalblättrigvioletthoch
FarwestPH PetersenHalbblattlosweißmittel
FeroeNPZHalbblattlosweißkurz
FlokonAgri Obtentions Halbblattlosweißhoch
FresnelPH PetersenHalbblattlosweißkurz
FrosticaNatursaatenNormalblättrigvioletthoch
JorindeCultivariNormalblättrigweißhoch
JoringelCultivariHalbblattlosweißhoch
KolindaCultivariHalbblattlosweißhoch
LaponyRAGT SemencesHalbblattlosweißkurz
PandoraNatursaatenNormalblättrigwießhoch

LSV Brandenburg 2024: LSV Winterfuttererbse D-Standorte 2024

Vorläufige Ergebnisse LSV Sachsen 2025: Vorläufige Ergebnisse LSV Wintererbse 2025

2024 erzielten Wintererbsen vielerorts durch den nassen Herbst und Winter und dadurch bedingte Fußkrankheiten nur unterdurchschnittliche Erträge. Dies spiegelt sich auch in den LSV Sachsen wider (33,8 dt Ertrag im Mittel). 2025 wurden dort mit 47,9 dt die bislang höchsten Erträge erzielt.

Winterhärte

Unter Kahlfrostbedingungen zeigten sich die amerikanischen, osteuropäischen und deutschen Sorten bislang mit guter Winterhärte. Treten jedoch starke Niederschläge, wassergesättigte Böden und anschließende Kahlfröste gemeinsam auf, kommt es bei kurzwüchsigen Wintererbsen teilweise zu starken Auswinterungen. Langwüchsige Typen dagegen erwiesen sich unter diesen Bedingungen auf den meisten Standorten als deutlich besser angepasst.

Die bisherigen Erfahrungen in den Sortenversuchen und der Praxis zeigen, dass die Überwinterungsleistung der Winterkörnerleguminosen nicht ausschließlich von der reinen Kahlfrostresistenz bestimmt wird. Für Sortenprüfungen im Winterkörnerleguminosenbereich liegen nur vereinzelte Ergebnisse mit ausgewählten Prüfgliedern vor. Daher bedarf es weiterer Untersuchungen zu den Wechselwirkungen von Genotyp und Vorwinterentwicklung, Kälteadaption, Niederschlagsmenge im Winter, Bodenart sowie Nährstoffversorgung

Gemengeanbau

Bevor auf dem Betrieb Gemenge angebaut werden, sollte die Verwendung bzw. Vermarktung geklärt sein, da viele Vermarkter keine Gemenge annehmen. Viehhaltende Betriebe bevorzugen häufig den Gemengeanbau, da diese in futterknappen Jahren auch als Ganzpflanzensilage (GPS) siliert werden können. Gibt es ausreichend Futter, wird das Gemenge gedroschen und als Kraftfutter eingesetzt.

Die langstrohigen Wintererbsen können gut im Gemenge mit Wintergetreide angebaut werden, vorzugsweise werden dafür ebenso hochwachsende, standfeste Roggen, Triticale oder Winterweizensorten als Gemengepartner eingesetzt. Kurzstrohige, früh abreifende Wintererbsen können gut mit Wintergerste kombiniert werden.  Auch eine Mischung von verschiedenen Blatttypen - Normalblättrige mit halbblattlosen - hat sich in Versuchen als Vorteilhaft gezeigt (Müller, 2021).

Beim Gemengeanbau wird teilweise eine getrennte Saat der beiden Kulturen empfohlen, um die Ablagetiefen beider Kulturen einzuhalten. Teilweise wird auch empfohlen, eine mittlere Ablagetiefe der beiden Gemengepartner zu wählen, um mit einer Überfahrt alles zu säen. Mittlerweile gibt es auch Mehrtank-Sämaschinen, die mit einer Überfahrt unterschiedliche Saattiefen für die jeweiligen Gemengepartner ermöglichen.

Die Aussaatmenge ist abhängig von der Verwendung des Gemenges und dem Saatzeitpunkt. Je nach Betonung des Gemenges auf Eiweiß oder Energie variieren die Komponenten. Bei einem ausgeglichenen Verhältnis werden 15-40 keimfähige Körner Erbsen / m²  und ca. 200-300 keimfähige Körner Wintergetreide / m² ausgesät. Wenn ein möglichst hoher Erbsenertrag bzw. ein niedriger Wintergetreideertrage angestrebt wird, sät man 20-60 keimfähige Körner Erbsen / m² und 100-250 keimfähige Körner Wintergetreide / m² aus. Bei einer frühen Aussaat sollte zudem eine geringere Aussaatstärke für die Erbsen gewählt werden als bei einer späten Aussaat, denn je später der Aussaatzeitpunkt, desto geringer die Bestockungsrate bzw. Verzweigung.

Düngung (nach guter fachlicher Praxis)

Pro Dezitonne Erntegut werden ca. 1,4 kg P2O5, 4 kg K2O und 0,5 kg MgO je Hektar entzogen. Bei Versorgungsstufe C und einer Ertragserwartung von 45 dt / ha ergeben sich daraus 63 kg P2O5, 180 kg K2O und 23 kg MgO, aus denen sich nach Abzug der Nachlieferung der Vorfrucht die Düngemengen ergeben. Eine Stickstoff-Düngung ist nicht nötig, da die Knöllchenbakterien ausreichend Stickstoff aus der Luft fixieren. Bei Bedarf sollte eine Kalkung durchgeführt werden, da Erbsen einen möglichst neutralen Boden-pH-Wert bevorzugen.

Pflanzenschutz bei konventioneller Bewirtschaftung

Vor allen Einsätzen von Pflanzenschutzmitteln sollte die aktuelle Zulassungssituation in Absprache mit der regionalen Pflanzenschutzberatung kontrolliert bzw. selbst geprüft werden: BVL Pflanzenschutzmittel

Herbizidanwendungen sind im Vorauflauf möglich. Striegeln im Vorauflauf (bis BBCH 08) hat sich gegen Spätverunkrautung bewährt. Jedoch muss der Boden noch abtrocknen können. Nach dem Auflaufen ist die Erbse sehr robust und regenerationsfähig gegenüber dem Striegel. Jedoch können die Wintererbsen durch Nässe und Frost stark gestresst sein, so dass ein Striegeleinsatz zur stärkeren Schäden an den Pflanzen führen können. Ab dem Zeitpunkt des Verrankens sollte nicht mehr gestriegelt werden.

Bei allen Krankheiten ist die unbedingte Einhaltung und ggf. Ausweitung von Anbauabständen sehr wichtig. Außerdem dürfen die Standorte nicht zu feucht sein, die Pflanzenreste der Vorfrucht sollten sorgfältig eingearbeitet sein. Eine angepasste Düngung und die Verwendung von Z-Saatgut unterstützt die Pflanzengesundheit.

Pflanzenschutz bei ökologischer Bewirtschaftung

Es ist sinnvoll, die Stickstoffgehalte des Bodens durch entsprechende Vorfrüchte möglichst stark zu reduzieren, um Ungräsern oder Unkräutern möglichst wenig Wachstumsmöglichkeiten zu geben. Bei Ackerbohnen und Erbsen können Krankheiten und Schadinsekten derzeit nicht direkt reguliert werden. Deshalb ist die Einhaltung präventiver Maßnahmen umso wichtiger, um Fußkrankheiten und Schadinsekten nicht zu fördern und eine gute Pflanzenentwicklung zu gewährleisten. Dazu gehören die Einhaltung der empfohlenen Anbauabstände und die Verwendung von qualitativ hochwertigem Z-Saatgut. Außerdem dürfen die Standorte vor allem zur Aussaat nicht zu feucht sein und die Pflanzenreste der Vorfrucht sollten sorgfältig eingearbeitet sein.

Ernte

In der Regel sind Wintererbsen in der ersten Augusthälfte druschreif, je nach Sorte teileweise auch bereits ab Mitte Juli. Die durchschnittliche Kornfeuchte beim Drusch sollte möglichst zwischen 15 und 19% liegen, um möglichst geringe Kornverletzung und geringes Verschmieren zu erzielen. Bei Vermehrungsbeständen sollte auch auf geringe Fallhöhen beim Abtanken und Umlagern geachtet werden, um Haarrisse in der Schale zu vermeiden. Wenn Gemenge auseinander gereinigt werden soll und das Getreide vermarktet werden soll, bei den Erbsen Bruchkorn vermeiden. Die ganzen Erbsen lassen sich sehr gut aus dem Getreidepartner reinigen.

Trocknung und Aufbereitung

Eine Trocknung ist häufig nötig. Vor der Trocknung sollten grüne Pflanzenteile in der Vorreinigung unmittelbar nach der Ernte entfernt werden. Bei Futterware sollten pro Trocknungsgang maximal 4 % Wasser entzogen werden, bei Vermehrungsmaterial maximal 2,5 % Wasser pro Trocknungsgang. Jeder weitere Trocknungsdurchgang sollte erst nach 2-3 Tagen erfolgen, damit die Feuchte im Korn von innen nach außen ziehen kann. Bei Futterware die Trocknungstemperatur auf 50 °C begrenzen, bei Saatgut auf 40°C, bei Wassergehalten über 22 % auf 36 °C. Nach der Trocknung ist eine Rückkühlung auf 20 °C erforderlich. Für Futterware ist eine Endfeuchte von 12 % oder weniger ausreichend, bei Saatgut sollten 15 % eingehalten werden, um die Keimfähigkeit ausreichend zu erhalten.

Text: Werner Vogt-Kaute, Annemarie Ohlwärter, Magdalena Rangs

(Stand: September 2025)

 

Literaturtipps

Völkel G. & Vogt-Kaute W., 2013: Körnerleguminosen in der Fruchtfolge, in Körnerleguminosen anbauen und verwerten, Hrsg. KTBL